Weitere Gesundheitsmythen: Machen kalte Füße krank und ist Kaffee eigentlich gesund? #110 BGW-Podcast "Herzschlag - Für ein gesundes Berufsleben"
Es gibt jede Menge Gesundheitsmythen, aber kann man den Antworten darauf wirklich glauben? Gemeinsam mit Dr. Natasha Schlothauer bringen wir Licht ins Dunkel.
Die Ärztin erklärt uns in dieser Folge welche Auswirkungen trockene Heizungsluft auf unseren Körper hat. Außerdem sprechen wir über Kaffee als Wachmacher und wie gut oder schlecht er für unser Herz-Kreislauf-System ist. Zum Schluss nehmen wir uns dann noch Mythen vor, die viele bereits aus der Kindheit kennen: „Nicht mit nassen Haaren aus dem Haus gehen!“ oder „Zieh dir was an die Füße, sonst wirst du krank!" Was an diesen Aussagen wirklich dran ist, klären wir in dieser Folge.
Hier kommen Sie zum Transkript dieser Folge
Moderator:
Warum bin ich ständig müde oder was bedeuten diese roten Flecken auf meiner Haut? Fragen wie diese, die tippen wir ja gerne mal schnell bei Google ein und dann folgt Aids, Krebs und Tod. Die Antworten sind meist – freundlich ausgedrückt, liebes Internet – ungenau! Gerade bei medizinischen Fragen sollten wir uns deshalb Rat von Expertinnen und Experten holen und genau das machen wir heute auch in dieser Folge. Ich bin in Ralf Podszus und ich habe wieder ein paar Gesundheitsmythen mitgebracht, die wir uns genauer anschauen wollen.
Wenn ich Wir sage, dann meine ich natürlich auch Doktor Natasha Schlothauer. Sie darf nicht fehlen, wenn wir hier im Podcast über Gesundheitsmythen sprechen. Zwei Folgen dazu haben wir ja auch schon gemeinsam gemacht, hört sie euch gerne mal an. Heute geht es unter anderem um die Auswirkungen von trockener Heizungsluft, wie gut oder schlecht Kaffee für den Körper ist und ob mit kalten Füßen tatsächlich das Erkältungsrisiko steigt.
Jingle:
Herzschlag! Für ein gesundes Berufsleben, der BGW-Podcast.
Moderator:
Grüße dich, Natasha. Schön, dass du wieder am Start bist.
Dr. Natasha Schlothauer:
Hallo Ralf, ich freue mich auch dich zu hören.
Moderator:
Wir beide haben uns ja schon mit Gesundheitsmythen befasst, zum Beispiel, ob man jetzt mit Vitamin C Erkältungen vorbeugen kann oder ob es möglich ist, Schlafmangel wieder aufzuholen. Wenn ihr die Folgen noch nicht gehört habt, dann schaut mal in die Show Notes dieser Podcast-Folge, dort haben wir euch die Folgen verlinkt. Jetzt aber zu den Neuen.
Stimme aus dem Off:
Trockene Heizungsluft hat Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Typische Folgen sind trockene Augen und ein Kratzen im Hals. Außerdem steigt das Risiko für eine Erkältung.
Moderator:
Natasha, was ist an dieser Aussage dran?
Dr. Natasha Schlothauer:
Also es stimmt, das trockene Heizungsluft auch ein Kratzen im Hals machen kann und auch trockene Augen. Diese Problem haben wir aber auch ohne die Heizungsluft grundsätzlich im Winter. Wir haben es draußen mit kalter Luft zu tun. Das wissen wir, glaube ich alle, wenn wir dann mal mit dem Fahrrad gefahren sind, zur Arbeit oder sonst wohin, wenn es kalt ist, dann haben wir das Gefühl, die Augen, die brennen auch, das ist trocken, der Hals kratzt. Alles ist irgendwie nur trocken. Das ist schon mal sowieso so ein Problem im Winter, weil kalte Luft weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann.
Wir haben also einfach eine trockene Luft sowieso schon durch die Kälte und diese trockene Luft, die führt dazu, dass unsere Schleimhäute auch austrocknen. Die Schleimhäute funktionieren viel, viel besser, wenn sie feucht sind, weil dann diese kleinen Flimmerhärchen im oberen Mund- Nasen-Rachen-Raum auch gut funktionieren können. Die sollen nämlich Keime davon abhalten, in die Tiefe des Körpers zu gelangen. Das funktioniert am besten, wenn es ein bisschen feuchter. ist Also hab ich schon mal durch die Kälte per se eine feuchtigkeitsarme Luft und wenn ich jetzt noch die Heizung dazu anschalte, dann ist es in den Räumen im Winter keine andere Luft als draußen.
Also ich hab dann auch in den Räumen diese trockene Luft und die Heizung führt dann noch dazu, dass das Ganze erwärmt wird. Jetzt dann auch die Feuchtigkeit, die ich in meiner Nase habe durch die Schleimhäute, die ich auch durch die Tränenflüssigkeit in den Augen habe, dazu verdunstet. Das Ganze, wird also noch trockener und ich habe dann eben dieses komische Gefühl, dass alles so trocken ist. Was passiert dann? Keime können mehr eindringen, viel tiefer in den Körper hinein, weil diese Flimmerhärchen nicht mal richtig funktionieren und auch da Schleim sie nicht davon abhalten kann. Das beste Beispiel dafür, dass Keime vielleicht auch schon eingedrungen sind oder Fremdkörper, das ist das Husten. Das ist das erste Zeichen.
Moderator:
Das wollte ich gerade fragen, weil, wenn es denn so trocken ist, im Hals. Zwar muss man ab und zu so einfach auch mal husten, also ich kenne das so auf jeden Fall. Verdammt, dann weiß ich, wenn ich huste, jetzt hab ich schon einen Eindringling. Roter Alarm!
Dr. Natasha Schlothauer:
Genau, das sind die Fremdkörper, die es einfach geschafft haben, jetzt reinzukommen, wo sie doch sonst normalerweise mit den Flimmerhärchen, die immer einen Strom nach außen haben, eine Bewegung nach außen, wieder nach außen transportiert werden. Das passiert dann eben alles nicht und damit steigt auch das Risiko für eine Erkältung.
Ich hab also die Keime in mir und wenn ich jetzt kein gutes Abwehrsystem noch habe, dann passiert es eben auch, dass diese Keime sich ganz schnell vermehren können. Das können Viren eben ziemlich gut, wenn sie in der Tiefe sind. Da ist es dann nämlich warm und feucht. Genau das brauchen Viren und Bakterien, um sich zu vermehren. Ein perfektes Milieu, was mich dann eben schneller krank macht. Also es ist nicht die Kälte im Winter, es ist auch nicht die Wärme. Es ist einfach diese trockene Luft, die dann eben die Körperfunktion, die sonst verhindern sollen, dass ich krank werde, reduzieren.
Moderator:
Dann haben die Keime, Bakterien, Viren alle ein leichtes Spiel. Aber wenn ich dann huste, ist das nicht auch schon als letztes Aufbäumen des Körpers? Funktionieren die Flimmerhärchen nicht mehr so richtig, also huste ich diese Bakterien einfach raus. Ist das nicht auch so eine Schutzfunktion dann?
Dr. Natasha Schlothauer:
Genau das ist es Ralf. Also das ist dann schon mal das Allerletzte. Dann sind die schon ziemlich tief eingedrungen.
Moderator:
Das letzte Husten.
Dr. Natasha Schlothauer:
Genau, das letzte Husten. Was noch mal sehr, der Körper bäumt sich noch mal auf, um eben dann doch schlimmeres zu verhindern. Er will sie einfach nicht im Körper. Diese Bakterien.
Moderator:
Ein Tipp, den man dann immer wieder hört. Feuchte Handtücher im Raum aufhängen, auch, gerade wenn so kleine Kinder oder Säuglinge halt auch die ganze Nacht durchhusten, bringt das wirklich was?
Dr. Natasha Schlothauer:
Also das bringt schon ein bisschen was, weil du kannst damit natürlich ein bisschen mehr Feuchtigkeit in die Luft bringen durch die feuchten Handtücher. Du kannst das aber auch genauso gut machen, indem du eine Schale Wasser unter die Heizung stellst. Ich kann mich zum Beispiel daran erinnern, früher, das war modern, als ich Kind war. Dann hat man an die Heizkörper, das waren damals noch so Rippenkörper, solche Behälter gehängt, mit Wasser gefüllt und das sollte dann eben auch diese Feuchtigkeit ersetzen, die dann eben im Winter fehlt.
Ja, das gibt es heutzutage nicht mehr, weil es ja schon viel modernere Sachen gibt, die du in die Steckdose steckst. Dann hast du solche Luftbefeuchter elektrisch oder auch manchmal Verdunster. Alles das soll natürlich uns diese trockene Luft ein bisschen feuchter machen und das hilft auch. Ich habe dann aber so ein bisschen Hygieneprobleme, wenn ich mir diese Schale dahinstelle, weil …
Moderator:
… bist jetzt eben, fand die Luftbefeuchtungsindustrie noch alles gut, was du gesagt hast.
Dr. Natasha Schlothauer:
Genau und jetzt wird es ein bisschen schwieriger nämlich das Hygieneproblem. Das muss ich halt einfach selber bewerkstelligen. Das kann ich natürlich auch nicht, indem ich das Wasser regelmäßig einmal am Tag dann auch austausche. Du musst dir vorstellen, stehendes Wasser ist immer eine gute Sammelstelle für Keime und deswegen muss man das dann schon auf am Tagesende einmal wechseln.
Mit den feuchten Handtüchern ist es natürlich ähnlich so. Die sind dann trocken. Aber es wäre auch ganz gut, wenn man die nicht mehr wieder anfeuert, sondern vielleicht auch mal wechselt, dann hab ich auch dieses hybride Problem nicht. Habe ich natürlich auch nicht bei den elektrischen Luftbefeuchtern, da wechsele ich auch einfach das Wasser und dann ist das auch kein Problem. Aber ich kann dir noch einen Tipp geben, wie du Feuchtigkeit in die Luft kriegst.
Moderator:
Einfach mal das Fenster aufmachen. Stoßlüften. Wir Deutschen sind doch eine Stoßlüfter-Nation.
Dr. Natasha Schlothauer:
Ja, dann holst du allerdings auch wieder trockene Luft herein, weil ich ja eben schon gesagt habe, kalte Luft ist trockene Luft, damit machst du es.
Moderator:
Verdammt.
Dr. Natasha Schlothauer:
Nur mit vom Sauerstoffgehalt her natürlich ein bisschen besser.
Moderator:
In meiner Wasserschale werden auch noch Mücken überwintern und die Larven da großziehen, wie ich mein Glück dann wieder kenne.
Dr. Natasha Schlothauer:
Wenn du es nicht wechselst, schon so ein bisschen.
Moderator:
Aber ich bin auf den nächsten Tipp gespannt. Raus damit.
Dr. Natasha Schlothauer:
Also noch mal eben zu dem anderen Tipp. Du kannst es natürlich aber auch ganz gut machen, wenn du dann stoßlüftest, dann kühlt sich ja diese warme Luft wieder ab und dabei kann auch ein bisschen Feuchtigkeit wieder abgegeben werden. Aber grundsätzlich habe ich einfach ja die gleiche Luft drinnen wie draußen und die hat schon mal weniger Luftfeuchtigkeit als jetzt im Sommer oder wenn es draußen wärmer ist.
Jetzt mein heißer Tipp. Pflanzen. Pflanzen im Raum können den Feuchtigkeitsgehalt der Luft erhöhen und am besten die Pflanzen, die viel Wasser aufnehmen können. Dann geben sie nämlich auch viel Feuchtigkeit ab. Jetzt kann man darüber streiten, ob das schön ist. Aber zum Beispiel Zyperngras kann 97 Prozent an die Umgebung von der Feuchtigkeit wieder abgeben. Eine Goldfruchtpalme ist vielleicht auch noch mal ganz gut. Und die schöne Zimmerlinde, die ich früher als Kind auch immer hatte, ich der Öko. Man muss allerdings sagen, ich habe überhaupt keinen grünen Daumen.
Moderator:
Wenn ich mir die im Sommer anschaffe, sind die im Winter spätestens tot. Das ist das Problem dabei, ja.
Dr. Natasha Schlothauer:
Genau das ist es bei mir. Also doch wieder zum Luftbefeuchter.
Moderator:
Ein Kaktus, der lange überlebt, hilft mir wahrscheinlich eher weniger.
Dr. Natasha Schlothauer:
Ein Kaktus gibt vielleicht auch nicht so viel Feuchtigkeit ab. Dann musst du doch entweder zu diesen feuchten Tüchern greifen. Aber du kannst natürlich auch eins machen, viel Wasser trinken. Dann hast du natürlich die Feuchtigkeit schon im Körper drin. Was hältst du davon?
Moderator:
Es ist immer gut. Trinken ist sowieso immer sehr wichtig, weil wir jetzt schon beim Thema sind, mit trockener Luft und so weiter. Trockene Haut, trockene Hände sind gerade in der kalten Jahreszeit für viele echt ein Problem. Da platzen auch mal die Lippen auf, weil alles so austrocknet. Hast du ein paar Tipps, damit das nicht passiert?
Dr. Natasha Schlothauer:
Ja, das sehe ich auch bei meiner täglichen Arbeit. Die Beschäftigten kommen auch jetzt mit ganz schlimmen Handproblemen in die Klinik zu uns und klagen eben auch darüber, weil jetzt auch wieder der Stressfaktor Kälte noch mit dazu kommt. Also Kälte ist auch überhaupt nichts für die Hände. Hände haben eine dünne Haut, da ist ja nicht wirklich viel Fettgewebe noch darunter, da wird schon mal weniger befeuchtet.
Dann kommt noch das Problem hinzu, die Talgdrüsen, die funktionieren einfach bei der Kälte nicht so gut, die können gar nicht so viel Talg absondern, wie sie sonst im Sommer machen können. Das wissen wir ja auch alle, wir schwitzen, wir haben feuchte Hände, das funktioniert im Winter nicht so gut und dafür habe ich nur den Tipp Handschuhe anziehen. Wärmen tut er ganz gut und du kannst die Hände gar nicht anders so gut schützen. Draußen Handschuhe ist das A und O und dazu noch cremen, cremen, creme.
Das sage ich unseren Beschäftigten auch immer und ich empfehle immer zwei Produkte. Eine für den Tag. Ist eher eine leichte Formel, die zieht schnell ein in die Haut. Da kann man gut mit arbeiten, dann klebt auch nichts am Handschuh oder sonst was fest. Nachts würde ich dann immer etwas reichhaltigeres, öligeres nehmen, kann man auch mit Urea nehmen, mit Harnsäure drinnen. Dexpanthenol ist ganz gut, Zinkzusätze sind ganz gut oder auch Olivenöl. Wenn man das Ganze noch tiefer in die Haut einziehen lassen will, dann empfehle ich auch immer noch Baumwollhandschuhe darüber zu ziehen.
Moderator:
Man kann ja mit dem Handschuh nicht in der Wohnung rumhocken, aber zumindest draußen kann man das dann mal bedenken. Aber was macht man jetzt mit aufgeplatzten Lippen? Da kann ich jetzt kein Kleidungsstück drüber stülpen.
Dr. Natasha Schlothauer:
Die Lippen sollst du also auch nicht unbedingt dann noch mal wieder feucht machen mit deiner Zunge. Dadurch wird dann wieder noch mehr Feuchtigkeit entzogen.
Moderator:
Das ist dieser Teufelskreis, wenn sie schon trocken werden, dann haust du ständig immer deine Zunge nach oben so daran.
Dr. Natasha Schlothauer:
Das ist es genau. Cremen, cremen, cremen, kann ich da nur sagen und auch wieder schön trinken, dass du von innen einfach deine Schleimhäute besser mit Flüssigkeit versorgst.
Moderator:
Nun hast du das Eincremen eben schon erwähnt. Ist es bei mir dann nur so gefühlt im Winter so da? Da jucken manche Stellen. Meine Oberschenkel, zum Beispiel, da denke ich mir, jetzt kann ich ja auch nicht wie blöd darauf rumkratzen, dann wäre das immer noch schlimmer. Du musst dich einfach richtig gut überall am ganzen Körper eincremen, weil wenn es trocken ist, dann fängt es auch irgendwann an zu jucken.
Dr. Natasha Schlothauer:
Das ist richtig. Trockene Haut, die juckt viel, viel schneller, als wenn ich sie immer schön gut befeuchtete habe. Wenn die so ein bisschen schmierig dann auch ist, das ist deutlich angenehmer. Ja, dieser Juckreiz ist schon schlimm. Deswegen auch immer schön warm anziehen. Dadurch hast du schon wieder eine bessere Durchblutung, wenn du warm bist und durch diese bessere Durchblutung werden auch Schleimhäute besser durchblutet und überhaupt auch Talgdrüsen. Dadurch können sie dann auch wieder eine Produktion machen.
Moderator:
Soll man sich denn jetzt im Winter vielleicht auch weniger duschen? Weil auch wieder duschen ja am Ende mit dem ganzen Wasser die Haut trockener machen kann.
Dr. Natasha Schlothauer:
Also das Duschen, das sollte man nach wie vor machen. Mindestens einmal am Tag, weil du dadurch ja auch dann wieder Keime abspülst. Diese Reinigung ist schon wichtig, auch Schweiß muss abgespült werden. Das Ding ist immer nur so, wenn du dir deine Hände zu oft mit Seife eincremst oder auch zu viel duschst mit zu viel Seife, da muss man bedenken 30 Minuten braucht die Haut, um wieder ihren natürlichen Hautschutz aufzubauen. In diesen 30 Minuten ist sie ziemlich ungeschützt, deswegen im Winter auch nach dem Duschen schön eincremen.
Moderator:
Ich bleibe Einfach den ganzen Winter im Bett, da ist es warm und da kann dann niemand an mich heran. So also halten wir fest. Trockene Heizungsluft hat Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Allerdings natürlich, weil sie unser Immunsystem erst einmal wieder richtig beschäftigt. Trockene Heizungsluft an sich macht uns jetzt nicht krank. Das ist immer der Fehler, den viele immer dabei machen. Kommen wir jetzt zum nächsten Mythos.
Stimme aus dem Off:
Kaffee ist schlecht für das Herz-Kreislauf-System und entzieht dem Körper Wasser.
Moderator:
Eine steile These hört man tatsächlich auch immer wieder. Alles Quatsch, oder ist da doch etwas Wahres dran Natascha?
Dr. Natasha Schlothauer:
Jetzt sind das ja zwei Punkte. Einmal Kaffee ist schlecht für das Herz-Kreislauf-System. Da kann man sagen nein. Da sind sich glaube ich auch viele einig. Selbst die Kardiologen sagen, ein bisschen Kaffee ist überhaupt nicht das Problem. Also wenn im Kaffee sowieso nur das Koffein, was als Aufputsch ein bisschen genommen wird, das kann auch tatsächlich ein bisschen den Blutdruck erhöhen. Allerdings auch nur dann, wenn du gelegentlich Kaffee trinkst.
Bei denen, die regelmäßig Kaffee trinken. Führt das auch gar nicht zu einer Blutdruckerhöhung. Das hat man in den Studien wirklich dann auch schon messen können. Dieser Blutdruckanstieg ist jetzt auch nicht auf Dauer, sondern das ist dann auch nur für 20 Minuten, maximal eine halbe Stunde. Dann gebe ich immer den Tipp, da gar nicht den Blutdruck messen, dann sehe ich diesen Anstieg gar nicht und nachher ist er ja dann wieder normal.
Moderator:
Ist eigentlich ein guter Tipp. Ich habe gerade vier Sahnetorten gegessen. Ich wiege mich mal die nächsten fünf Tage nicht.
Dr. Natasha Schlothauer:
Genau dann hast du das nämlich schon wieder weg. Das ist doch eigentlich ganz gut. Solche Dinge, die sich wieder von alleine erledigen, die lasst doch einfach geschehen und man hat dann auch diesen schönen Genuss gehabt. Selbst die Kardiologen haben auf den Kongressen auch gesagt, dass Kaffee sogar vorteilhaft für die Herzgesundheit sein kann und sich auch positiv auf die Herzfunktion auswirken kann.
Das allerdings muss man sagen, nur wenn man Kaffee verträgt. Kaffee vertragen vielleicht nicht alle, weil sie dann Herzklopfen bekommen, schwitzen, zittern, Kopfschmerzen, Unwohlsein, Magenbeschwerden. Die sollen natürlich dann nicht so viel Kaffee trinken, das merken die dann ja auch. Wenn sie schon zu viel Kaffee getrunken haben, ein bisschen Wasser hinterher trinken, denn Wasser beschleunigt wieder die Koffeinausscheidung.
Moderator:
Vier Tassen trinken Kaffeetrinker im Schnitt pro Tag. Geht auch mehr und wo genau liegt die Obergrenze für Kaffee beziehungsweise Koffein? Du musst jetzt aufpassen, was du sagst, Natascha, denn ich moderiere auch den Podcast, fünf Tassen täglich.
Dr. Natasha Schlothauer:
Also fünf Tassen täglich, da sehe ich gar kein Problem, das sagen sogar die Kardiologen. Das ist völlig in Ordnung. Auch für Personen, die herzkrank sind, aber allerdings über den Tag verteilt. Wenn du fünf Tassen trinkst, dann hast du vielleicht so 400 bis 500 Milligramm Koffein. Das geht eben gut, weil man sagt, in einer Tasse Filterkaffee sind so 90 Milligramm. Beim Espresso ist es schon wieder ein bisschen mehr, da hast du in einer Tasse 63 Milligramm und bei Cola hast du ein bisschen weniger, da sind es 35.
Aber wir sind ja hier beim Kaffee. Wie gesagt über den Tag verteilt mit fünf Tassen, da bist du im absoluten Bereich. Was du aber beachten willst, dass du in der Einzeldosis nicht mehr als 200 Milligramm Koffein nimmst. Aber da kommst du auch gar nicht drauf, dann müsstest du ja wie gesagt schon viel mehr Koffein in einer Tasse haben. Wie ich ja eben schon sagte, Cola hat 35 Milligramm, Filterkaffe 90 und Espresso 63. Da kommst du gar nicht darauf als Einzeldosis.
Moderator:
Ich notiere mal eben ganz kurz. Mehr als zwei Cuba Libre sind doch drinnen, in Klammern, wenn es auf Koffein ankommt.
Dr. Natasha Schlothauer:
Ja, das kann man dann wahrscheinlich so sagen.
Moderator:
Wie gesund ist schwarzer Tee? Der hängt auf jeden Fall fieser an den Zähnen fest, wenn man viel davon trinkt. Zahnärzte hassen diesen Trick.
Dr. Natasha Schlothauer:
Ja, das stimmt. Das ist die Farbe jetzt auch. Diese Färbung des Tees kommt durch die Gerbstoffe, die in den Tees drinnen sind. Tee hat und man sagt ja immer Teein. Aber Teein ist nichts anderes als, also Tee hat eben auch Koffein. Tee hat zusätzlich durch diese Gerbstoffe, die er hat, auch noch eine gesundheitsfördernde Wirkung. Er ist nämlich auch antibakteriell und schmerzlindernd. Er wirkt dadurch dann auch noch mal beruhigend auf den Magen-Darm-Trakt.
Kann man zum Beispiel bei Durchfallerkrankungen ganz gut trinken, schwarzen Tee, weil da wirkt er so ein bisschen dagegen. Wenn du viel krank bist mit dem Darm, trink ein bisschen Tee. Das Koffein, was in dem Tee ist, dadurch, dass es mehr gebunden ist als im Kaffee, wirkt es auch länger in seiner positiven wachen Wirkung. Wenn du Kaffee trinkst, hast du durch das Koffein nicht so eine lange Wirkung als wenn du Tee trinkst, weil da das Koffein auch an die Gerbstoffe noch gebunden ist und schrittweise dann an den Körper abgegeben wird.
Moderator:
Ich trinke den ganzen Winter durch dreihunderttausend Liter Kräutertee. Schwarzen Tee mag ich jetzt eigentlich überhaupt nicht, genauso wie auch grünen Tee Das sind irgendwie für mich so geschmacksneutrale oder bittere Tees so ein bisschen. Hat jetzt Kräutertee auch irgendetwas Positives? Oder ist es einfach nur der tolle Geschmack?
Dr. Natasha Schlothauer:
Kräutertee schmeckt natürlich anders als schwarzer Tee, hat aber auch Gerbstoffe und es sind ja immer diese Gerbstoffe die diese positiven Wirkungen haben, antibakteriell und schmerzlindernd. Ich wollte nur kurz was zum Zahnarzt sagen. Natürlich verfärbt jetzt der Tee durch seine Gerbstoffe den Zahnschmelz. Der Tee enthält auch Fluorid und darüber sollten sich eigentlich die Zahnärzte freuen, weil Fluorid ist gegen Karies.
Moderator:
Ja, das sage ich mal beim Zahnarzt mal.
Dr. Natasha Schlothauer:
Genau du hast zwar dunkle Zähne, aber eigentlich ist es ganz gesund.
Moderator:
Ich habe eigentlich gar keine dunklen Zähne.
Dr. Natasha Schlothauer:
Die kriegst du übrigens auch durch Kaffeetrinken und Rotwein, die Zahnverfärbung. Das ist eben einfach so.
Moderator:
Siehst du, es wird auf jeden Fall alles immer dunkler. Das heißt, wir können auch hier sagen, das ist ein Mythos. Kaffee ist nicht schlimm für das Herz-Kreislauf-System. Wie alles immer in Maßen, aber wenn man jetzt mal so vier, fünf Tassen am Tag trinkt, dann ist es auch vollkommen ok.
Jetzt hast du das vorhin mit den Lippen erwähnt, Zunge da nicht immer dran, wenn alles schon so trocken ist. Ich glaub ich habe das jetzt allein in den letzten zehn Minuten schon 200 mal wieder gemacht, nur weil ich das jetzt weiß. Das ist mein Kopf. So funktioniert der.
Noch einen Mythos, mit dem wir uns jetzt beschäftigen. Gerade aus der Kindheit kennt man ja Sätze wie: „Kind, zieh dich ordentlich an, sonst wirst du krank!“, und passend dazu gibt es auch gleich noch mehrere Mythen, die wir uns jetzt mal genauer anschauen wollen.
Stimme aus dem Off:
Wer mit nassen Haaren aus dem Haus geht, läuft Gefahr, krank zu werden. Wer sich auf kalte Oberflächen oder kalten Boden setzt, riskiert eine Blasenentzündung.
Moderator:
Zwei Mythen, die wahrscheinlich jeder und jede von uns schon mal gehört hat. Du auch Natasha?
Dr. Natasha Schlothauer:
Ich kenne diese Mythen und das kenne ich gut aus meiner Kindheit, wenn meine Mutter das auch immer gesagt hat: „Bloß nicht mit nassen Haare aus dem Haus gehen, dann erkältest du dich und wenn du dich auf kalte Steine setzest, kriegst du sofort eine Blasenentzündung“. Da muss man sagen, Kälte direkt hat keinen direkten Einfluss auf unsere Gesundheit. Aber sie hat natürlich einen indirekten Einfluss auf die Gesundheit.
Wenn du jetzt diese nassen Haare hast, dann ist das kein Auslöser für eine Erkältung. Aber die Nässe in den Haaren wirkt dazu, das Wasser verdunstet. Das wiederum führt dann zur Kälte auf dem Kopf und die Kälte ist es dann einfach, die dazu führt, dass die Gefäße enger werden, weil der Körper will natürlich möglichst viel Wärme bei sich behalten und die nicht abgeben.
Durch diese engen Gefäße wird wieder weniger durchblutet, also auch die Kopfhaut weniger durchblutet und wenn weniger Blut dann an die Haut kommt oder auch an die Organe, kommen auch wieder weniger Abwehrstoffe, die im Körper sind. Zum Beispiel die weißen Blutkörperchen oder Fresszellen und die ganzen Abwehrsysteme, die da rumschwellen im Blut. Die erreichen dann eben nicht ihren Wirkort und dadurch können dann wieder leichter Viren im Körper sich vermehren und dann krank machen.
Moderator:
Mit anderen Worten, wenn die Haare nass sind, dann sorgen wir dafür, dass unsere innere Armee geschwächt ist. Nicht so Truppenstark ist. Wenn dann der Feind reinkommt in unseren Körper mit einer großen Überzahl, dann haben wir es ein bisschen schwerer. Man kann sich ja vielleicht kurz die Haare föhnen, aber dann ist wieder alles so trocken, dann werden wir auch wieder krank. Ach verdammt, was macht man denn dann im Winter? Ich bin eh dafür, dass wir den Winter abschaffen sollten.
Hat generell Kälte tatsächlich einen direkten Einfluss auf unsere Gesundheit. Zu dünn angezogen, ich sehe teilweise bei null Grad Leute mit einem T-Shirt, kurze Hose draußen rumgehen und ich bin da im Wintermantel und friere. Das ist wahrscheinlich auch so, das Immunsystem wird einfach mehr beschäftigt und man macht es dem Immunsystem damit ein bisschen schwerer.
Dr. Natasha Schlothauer:
Das kann man so sagen. Kälte hat schon Einfluss, aber wie gesagt, es führt immer dazu, dass du durch die Kälte eben eine geringere Durchblutung hast, einen geringeren Blutfluss. Dadurch, dass die Gefäße sich zusammenziehen müssen, weil der Körper die Wärme in sich behalten will. Das versucht er dann eben, dass er alles drosselt und das Prinzip ist eben auch das für eine Blasenentzündung. Wenn du dich auf einen kalten Boden setzest. Diese Kälte wird vom Körper aufgenommen, der Körper versucht entgegenzuwirken, macht seine Gefäße eng, Durchblutung ist gedrosselt und schon kommen wieder diese ganzen Abwehrmechanismen nicht zum Zuge.
Mit der Blasenentzündung, das hatten eben auch noch so ein Problem. Kälte allein kann natürlich keine Bakterien zum Eindringen in den Körper führen. Aber bei der Blasenentzündung kann die Kälte viel schneller aufsteigen durch die Harnröhre zum Beispiel. Männer haben ja eine viel längere Harnröhre als Frauen. Deswegen sind Frauen tatsächlich auch ein bisschen mehr gefährdet, eine Blasenentzündung zu kriegen, wenn sie auf einer Kalten Bank sitzen, oder auf einem kalten Stein. Frauen haben nur eine vier Zentimeter lange Harnröhre. Da sind natürlich, wenn es kalt ist und die Schleimhäute dann schon wieder nicht richtig funktionieren, sind die Bakterien viel schneller oben in der Blase und können die dann infizieren als beim Mann, der eine Harnröhre von 20 bis 25 Zentimeter hat. Dann hilft warm anziehen. Also doch die warme Unterhose oder die Strumpfhose oder noch eine doppelte Unterhose, dass einfach diese Kälte nicht so in den Körper vordringen kann.
Moderator:
Kommen wir jetzt noch zu den kalten Füßen, können die mit demselben Prinzip, was du erklärt hast, auch unser Immunsystem beschäftigen? Da kennt man ja auch schon diesen Satz, die Füße müssen immer warm sein, sonst wirst du krank. Teilweise ist es ja auch so arschkalt im Winter, dass du dann noch Socken im Bett an hast und dann kann man auch besser einschlafen.
Dr. Natasha Schlothauer:
Da kannst du besser einschlafen. Die warmen Füße Sind auch viel, viel besser, weil das gleiche Prinzip wieder funktioniert, wie ich eben schon erklärt habe. Kälte nicht gut, wieder Durchblutung gedrosselt und dadurch fühlt man sich unwohl. Dadurch ist eben auch das Erkältungs- oder Infektionsrisiko wieder gesteigert und dazu gibt es tatsächlich eine ganz tolle Studie die sie mal Wales gemacht haben.
Da haben sie 180 gesunde Studenten genommen. Dann haben Sie die Hälfte der Studenten also 90 genommen, die 20 Minuten lang ihre Füße in Eiswasser halten mussten und die anderen 90, die durften Schuhe tragen. Immerhin. Dann wurden die aus dem Eiswasser genommen, nach 20 Minuten. Die waren dann natürlich nicht sofort erkältet, ganz klar, aber nach vier bis fünf Tagen hatten immerhin 13 Teilnehmer aus der Eisgruppe eine Erkältung im Vergleich zu denen, die die Schuhe tragen durften, da hatte gar keiner eine Erkältung. Da kann man wahrscheinlich schon sagen, kalte Füße können krank machen.
Moderator:
20 Minuten meine Füße im Eiswasser. Ich wäre klinisch tot.
Dr. Natasha Schlothauer:
Ja, da glaub ich dir. Ich auch ja.
Moderator:
Welche Tipps hast du jetzt noch für uns? Wie kann man sich denn schützen im Winter, dass man nicht krank wird?
Dr. Natasha Schlothauer:
Warm anziehen. Wärme ist alles, dann habe ich diese Mechanismen nicht, dass mein Immunsystem geschwächt ist. Viel trinken, dann habe ich auch genug Feuchtigkeit für meine Schleimhäute, dann funktionieren auch die Flimmerhärchen. Ausreichend Vitamine nehmen, dass ich eben auch genug Immunzellen bilden kann im Körper, das brauchen die nämlich auch so ein bisschen. Hände waschen für die Hygiene. Manchmal halten sich ja auch Bakterien fest an den Händen. Dann habe ich trockene Lippen, dann gehe ich mit den Händen daran. Ich habe trockene Augen, dann wisch ich dann da meine Bakterien an, also immer schön Händewaschen. Hygiene ist auch das A und O. Sport für die Gesundheit ist immer gut.
Moderator:
Hin und wieder mal ein gutes Stück Kuchen, habe ich gehört. Soll auch auf jeden Fall helfen.
Dr. Natasha Schlothauer:
Kuchen macht glücklich. Schoki macht glücklich.
Moderator:
Hier können wir also auch sagen, kalte Oberflächen oder die nassen Haare, die machen nicht krank. Mythos abgeräumt, aber sie beschäftigen eben das Immunsystem und dann haben Bakterien eine größere Chance, bei uns einzufallen.
Auch aus dieser Folge gehe ich wieder ein ganzes Stück schlauer heraus und habe auch ganz viel über Bakterien und Koffein gelernt. Vielen Dank, Natasha, dass du uns diese Mythen erklärt hast. Einige halten sich ja weiterhin hartnäckig und werden von Generation zu Generation weitergegeben. Du sorgst jetzt dafür, dass es endlich mal ein Ende hat.
Dr. Natasha Schlothauer:
Ja, Ralf, ich hoffe, dass wir da gut weitermachen können und pass gut auf dich auf. Bleib gesund.
Moderator:
Bei all den Gesundheitsmythen, die da draußen noch kursieren, werden wir uns hier im Podcast sicher irgendwann mal widersprechen. Da seid auch ihr gefragt, wenn ihr Gesundheitsmythen kennt, die euch keine Ruhe lassen und ihr die unbedingt mal erklärt haben wollt, dann schreibt uns gerne in die Kommentare oder meldet euch über die BGW-Website: www.bgw-online.de/podcast.
Empfiehlt diesen Podcast außerdem gerne weiter und abonniert Herzschlag, damit ihr keine Folge verpasst. Neue Folgen gibt es dann alle zwei Wochen überall dort, wo es Podcasts gibt. So und jetzt ab auf den alten Boden.
Jingle:
Herzschlag! Für ein gesundes Berufsleben, der BGW-Podcast.
Interviewgast
Dr. Dr. Natasha Schlothauer
Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen
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